Theatrales zu den Dingen, die man sonst nicht macht...
zypogh.fragt.was.:Ein.Interview.mit.Obbe.Tiddens:.
Wir bitten um Vorstellung!
Mein Name ist Obbe Tiddens, ich bin 32 Jahre alt und seit 4 Jahren wohnhaft in Den Haag.
In Köln aufgewachsen bin ich über Grafitti zum Malen gekommen. Als Autodidakt habe ich keine klassische Ausbildung, habe aber Ende 2010 in Den Haag zwei Jahre lang an einem Postgraduiertenprogrammen teilgenommen, um eine inhaltliche Vertiefung zu erreichen. Aus der realistischen Ecke der Malerei kommend bin ich mittlerweile ‚Neoexpressionist‘, oder weniger steif ausgedrückt: Geschichtenerzähler.
Wie ist es zu der Ausstellung ‚Neugier‘ in der Stoffwechsel Galerie hier in Mannheim gekommen?
‚Via, via‘, so wie es sich gehört. Die Räumlichkeiten habe ich dann zum ersten Mal Ende September gesehen, Notizen zur Umgebung gemacht und so nach und nach hat sich dann die Idee zur Ausstellung geformt. Die Galeristen Petra Stamm forderte mich dabei auf, etwas zu machen, das ich normalerweise nicht machen würde und das habe ich dann auch getan.
Erzählst du uns etwas zu diesen Dingen, die du sonst nicht machst?
Was möchtest du einem Galeriebesucher mit auf den Weg geben?
Lach‘ laut, hab‘ Spaß, teile deine Meinung mit, verstecke dich nicht hinter irgendwelchen Klischees! Das ist das Wichtigste. Man kann so prätentiös über Kunst reden und über Kunstwahrnehmung und weiß der Geier was alles aber im Endeffekt funktioniert Kunst eben für einen selbst oder es tut es nicht. Also nimm‘ dir die Zeit und rede mit Leuten darüber und wenn du’s Scheiße findest, dann sag‘ das auch. Wir konsumieren so viele Bilder, wie keine Generation vor uns, da geht es darum, trotzdem frisch zu kucken und sich überhaupt die Mühe zu geben. Ich glaube, dass man gerade an dieser Ausstellung ganz schnell vorbeiläuft, weil man zuerst nur die Kästen mit Gardinen sieht und vielleicht noch denkt ‚Haben wir schon gehabt, wie unglaublich Neunziger!‘.
Was zeichnet die menschliche Wahrnehmung aus?
Ein Bild muss funktionierensobald es hängt und es muss auch ohne den Künstler funktionieren – ‚fuck the intention of the artist!‘. Ein gutes Bild ist ein Kleiderhacken für den eigenen Geist. Es tut irgendetwas, es lockt etwas hoch.Mit dem Zuschauer tritt es einen Dialog. Dabei hat Wahrnehmung viel mit Übung zu tun. An der Wahrnehmung selbst gibt es außerdem tolle Phänomene: Alles, was sich im Blickwinkel abspielt, finde ich wahnsinnig spannend – beispielsweise haben wir immer das Gefühl, dass wir einen Raum ganz wahrnehmen, weil sich der Rand im Kopf ganz durchfärbt. Das heißt, wir haben immer das Gefühl, dass das, was wir im Blickwinkel sehen, die Farbe des ganzen Raumes ist.
Was ist Kunst?
[lacht] Wenn man es nach Picasso hält: ‚Wenn ich es wüsste, würde ich es dir nicht erzählen‘. Hm… Kunst ist Aufmerksamkeit für Dinge.
Was ist gute Kunst?
Kunst, die mit Aufmerksamkeit gemacht ist.
// Martyna Swiatczak für zypogh mit ganz besonderem Dank an Obbe Tiddens und die Stoffwechsel Galerie - 11.04.2013
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Obbe Tiddens faszienierte uns nicht nur als äußerst zwangloser Künstler, in seiner aktuellen Ausstellung 'Neugier', die noch bis zum 25.05.2013 in der Stoffwechsel Galerie zu erleben ist, muntert er auch die Besucher dazu auf, ihre eigenen Zwänge, Verhaltensmuster und Vorstellungen mal ungeniert beiseite zu legen. Und da wollten auch wir mehr wissen...
Wir bitten um Vorstellung!
Mein Name ist Obbe Tiddens, ich bin 32 Jahre alt und seit 4 Jahren wohnhaft in Den Haag.
In Köln aufgewachsen bin ich über Grafitti zum Malen gekommen. Als Autodidakt habe ich keine klassische Ausbildung, habe aber Ende 2010 in Den Haag zwei Jahre lang an einem Postgraduiertenprogrammen teilgenommen, um eine inhaltliche Vertiefung zu erreichen. Aus der realistischen Ecke der Malerei kommend bin ich mittlerweile ‚Neoexpressionist‘, oder weniger steif ausgedrückt: Geschichtenerzähler.
Wie ist es zu der Ausstellung ‚Neugier‘ in der Stoffwechsel Galerie hier in Mannheim gekommen?
‚Via, via‘, so wie es sich gehört. Die Räumlichkeiten habe ich dann zum ersten Mal Ende September gesehen, Notizen zur Umgebung gemacht und so nach und nach hat sich dann die Idee zur Ausstellung geformt. Die Galeristen Petra Stamm forderte mich dabei auf, etwas zu machen, das ich normalerweise nicht machen würde und das habe ich dann auch getan.
Erzählst du uns etwas zu diesen Dingen, die du sonst nicht machst?
Ich
kannte Mannheim gar nicht und für mich war ganz Mannheim ein Fenster, das man
aufzieht und reinkuckt. All die Bilder in der Ausstellung machen das Gleiche –
sie lassen sich öffnen und geben einen Einblick in einen Moment.
Das erste Erscheinungsbild der Ausstellung ist dabei etwas verwirrend – da ist auf einmal eine Galerie, in der die Bilder geschlossen sind. Man muss die Kästen erst öffnen, sich trauen sie zu öffnen. Die Bilder dahinter haben alle ein eigenes Thema aber auch eine gemeinsame Linie – beispielsweise ein falsches Lächeln und zwar sogar ein ganz plastisches, elektrisch stimuliertes Lächeln oder Wohnwagen, die erst familiär anmuten, jedoch zur Prostitution genutzt werden. In den Bildern gibt es entweder eine zweite, versteckte Information oder eine extra Geschichte. Es geht aber auch um den Kontrast, von dem, was man zu sehen bekommt zu dem, was tatsächlich ist.
Durch das Doppelspiel mit dem Vorhang in den Kästen entsteht auch immer noch eine zusätzliche Informationsebene, die im ursprünglichen Bild gar nicht vorhanden ist. Die Werke bekommt eine erotische Geste ,einen voyeuristischen Moment‘ .Hinzu kommt der Gegensatz von Farbe und Inhalt – Es macht Spaß, etwas in einer warmen Farbe darzustellen und dem Inhaltlich zu wiedersprechen. Solche Gegensätze zu kreieren hat etwas ganz Kräftiges.
Was mir bei der Ausstellung auch viel Spaß gemacht hat und neu war, sind Spielereien mit dem Raum – Eine Ecke vom Raum, die hochbricht oder Geschichten, die mit einer toten Taube auf dem Boden entstehen.
Das erste Erscheinungsbild der Ausstellung ist dabei etwas verwirrend – da ist auf einmal eine Galerie, in der die Bilder geschlossen sind. Man muss die Kästen erst öffnen, sich trauen sie zu öffnen. Die Bilder dahinter haben alle ein eigenes Thema aber auch eine gemeinsame Linie – beispielsweise ein falsches Lächeln und zwar sogar ein ganz plastisches, elektrisch stimuliertes Lächeln oder Wohnwagen, die erst familiär anmuten, jedoch zur Prostitution genutzt werden. In den Bildern gibt es entweder eine zweite, versteckte Information oder eine extra Geschichte. Es geht aber auch um den Kontrast, von dem, was man zu sehen bekommt zu dem, was tatsächlich ist.
Durch das Doppelspiel mit dem Vorhang in den Kästen entsteht auch immer noch eine zusätzliche Informationsebene, die im ursprünglichen Bild gar nicht vorhanden ist. Die Werke bekommt eine erotische Geste ,einen voyeuristischen Moment‘ .Hinzu kommt der Gegensatz von Farbe und Inhalt – Es macht Spaß, etwas in einer warmen Farbe darzustellen und dem Inhaltlich zu wiedersprechen. Solche Gegensätze zu kreieren hat etwas ganz Kräftiges.
Was mir bei der Ausstellung auch viel Spaß gemacht hat und neu war, sind Spielereien mit dem Raum – Eine Ecke vom Raum, die hochbricht oder Geschichten, die mit einer toten Taube auf dem Boden entstehen.
Was möchtest du einem Galeriebesucher mit auf den Weg geben?
Lach‘ laut, hab‘ Spaß, teile deine Meinung mit, verstecke dich nicht hinter irgendwelchen Klischees! Das ist das Wichtigste. Man kann so prätentiös über Kunst reden und über Kunstwahrnehmung und weiß der Geier was alles aber im Endeffekt funktioniert Kunst eben für einen selbst oder es tut es nicht. Also nimm‘ dir die Zeit und rede mit Leuten darüber und wenn du’s Scheiße findest, dann sag‘ das auch. Wir konsumieren so viele Bilder, wie keine Generation vor uns, da geht es darum, trotzdem frisch zu kucken und sich überhaupt die Mühe zu geben. Ich glaube, dass man gerade an dieser Ausstellung ganz schnell vorbeiläuft, weil man zuerst nur die Kästen mit Gardinen sieht und vielleicht noch denkt ‚Haben wir schon gehabt, wie unglaublich Neunziger!‘.
Was zeichnet die menschliche Wahrnehmung aus?
Ein Bild muss funktionierensobald es hängt und es muss auch ohne den Künstler funktionieren – ‚fuck the intention of the artist!‘. Ein gutes Bild ist ein Kleiderhacken für den eigenen Geist. Es tut irgendetwas, es lockt etwas hoch.Mit dem Zuschauer tritt es einen Dialog. Dabei hat Wahrnehmung viel mit Übung zu tun. An der Wahrnehmung selbst gibt es außerdem tolle Phänomene: Alles, was sich im Blickwinkel abspielt, finde ich wahnsinnig spannend – beispielsweise haben wir immer das Gefühl, dass wir einen Raum ganz wahrnehmen, weil sich der Rand im Kopf ganz durchfärbt. Das heißt, wir haben immer das Gefühl, dass das, was wir im Blickwinkel sehen, die Farbe des ganzen Raumes ist.
Was ist Kunst?
[lacht] Wenn man es nach Picasso hält: ‚Wenn ich es wüsste, würde ich es dir nicht erzählen‘. Hm… Kunst ist Aufmerksamkeit für Dinge.
Was ist gute Kunst?
Kunst, die mit Aufmerksamkeit gemacht ist.
// Martyna Swiatczak für zypogh mit ganz besonderem Dank an Obbe Tiddens und die Stoffwechsel Galerie - 11.04.2013
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