19.09.11

zypogh.fragt.was.:Ein.Interview.zum.Projekt.Heimat:.





Der 12. Programmpunkt des diesjährigen Mannheimer Schlossfestes präsentiert uns 'Kunst im Schloss'. Im Ostflügel ist das Kurzfilmprojekt 'Heimat' der Hochschule Mannheim zu sehen. Was verbirgt sich dahinter? zypogh hat exemplarisch 2 Studenten befragt. Paul Brenndörfer und Karim Abdelghany haben uns einen Einblick in 'Ihre Heimat' gegeben...


Was können wir uns unter dem Projekt 'Heimat' vostellen?

Beide: Projekt 'Heimat' ist ein Kurzfilmprojekt der Hochschule Mannheim. Es werden Filme von 36 Studenten der Fakultät für Gestaltung zum Thema Heimat gezeigt, die im vergangen Semester entstanden sind. Jeder sollte für sich selbst definieren, was für ihn/sie Heimat ist und dies in der Arbeit festhalten. Das Ergebnis kann man auf unserer Homepage/Blog und natürlich auf dem Finale im Schloss sehen.

Wie habt Ihr die Fragestellung 'Was ist Heimat' umgesetzt?

Paul: Ich habe mich mit meiner persönlichen Heimat auseinandergesetzt: Eine Gegend in Rumänien, die lange von Deutschen besiedelt war. Immer wenn mich jemand fragte, woher ich komme und ich 'Siebenbürgen' gesagt habe, wusste niemand so recht, was ich meine. Die Frage war also für mich, wie würde ich jemandem ganz kurz und simpel erklären, woher ich komme. Ich habe dazu den Animationsfilm gewählt. Es sollte ein recht simpler Trickfilm werden, der auf eine sympathische Art und Weise eine Geschichte erzählt. Es ist für mich ein gutes Medium, um jemandem angenehm etwas nahezubringen, ohne ihn zu treffen.

Was hast Du darin verarbeitet?

Paul: Ich habe viel über meine Heimat gelernt, sie vielleicht dadurch sogar gefunden, denn ich habe mich immer unzugehörig gefühlt, war immer weder Deutscher noch Rumäne. Ich habe mich mehr mit dem Thema Deutschstämmigkeit und tatsächlicher Zugehörigkeit beschäftigt. Dabei habe ich meine Heimat nicht als einen Ort, sondern als ein Gefühl gefunden. Dadurch habe ich nun mehr Lust bekommen, mich weiter mit ähnlichen Themen zu beschäftigen und werde auch meine Bachelor-Arbeit im Bereich der Dokumentarfilmelemente positionieren. Ich werde also diese Arbeit in einen größeren Rahmen einfließen lassen.

Was hat bei Dir die erste Begegnung mit der Fragestellung und dem Schlagwort Heimat ausgelöst?

Karim: Ich hatte das Glück, zu diesem Thema zwei Projekte machen zu können.
Ich habe auf einer Reise vor ca. 8 Jahren in Ägypten losgefilmt und habe dabei nicht geahnt, dass ich dieses Material nach so langer Zeit in einem Film verarbeiten würde. Die Aufnahmen sind sehr amateurhaft, wodurch die Bilder allerdings eine naive Lockerheit aufweisen, was mir in diesem Zusammenhang gefällt.
Mein Vater stammt aus Ägypten und ich habe bei meiner Reise einfach nur Impressionen aus dem Land aufgenommen, die mir viel bedeuten. Ich habe 9 Stunden Filmmaterial auf eine Stunde gekürzt und dabei für mich besonders starke Themen ausgewählt, wie z.B. Männerfreundschaften und die Gegensätzlichkeit von Hektik, die dort herrscht und dem beruhigenden Dasein der Ägypter. Am Ende wurde daraus eine Art 4-minütiger Musikclip mit ägyptischen Impressionen auf arabische Musik.

Worum geht es in deinem zweiten Projekt?

Karim: Die zweite und größere Arbeit ist ein Gemeinschaftsprojekt und entstand mit Matthias Jaster. Dabei handelt es sich um eine Dokumentation über eine 'Goa-WG', die ein Art Patchwork-Familie darstellt, wobei die Zusammenhänge der verschiedenen Akteure der Doku ein richtiges Netzwerk ergeben. Die Besitzerin dieses Hauses ist eine alte Freundin, die ich zufälligerweise wiedergetroffen habe. Ich habe sie besucht und hatte sofort ein Gefühl der Heimat! Besonders beeindruckt hat mich in dieser WG, dass die Leute, die dort zusammenleben, ein außergewöhnliches Auftreten haben. Sie leben als eine Art moderne Hippies zusammen, die sich ihre eigenen Welt/Heimat geschaffen haben, was wir in unserem Film zeigen wollen. Zusätzlich hat die Zusammenarbeit zwischen Matthias und mir zur Gründung der Video-Produktionsfirma 'Zyklopia' geführt, so haben wir mit diesem Projekt ein Arbeitsfeld für die Zukunft geschaffen.

wer mehr erfahren möchte:
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// Cynthia Reis für zypogh - 11.09.2011